Entlang der Küste auf dem Drahtesel
Ein Freizeitangebot, das Abenteuer und Kultur vereint und bei dem eine familiäre Atmosphäre im Mittelpunkt steht

TEXT: EVA-MARIA HEINRICH, FOTOS: VOLTA DO MAR

„Ich will den Menschen eine andere Seite der Algarve zeigen. Hinter den Stränden und dem Meer versteckt sich viel Kultur, Natur und vor allem Geschichte“

Mit dem Fahrrad entlang der AlgarveküsteVolta do Mar nennt sich das junge, aufstrebende Freizeitunternehmen in Lagos, geführt von André Gloria und seiner Freundin Xzarina. Hinter dem Unternehmensnamen steckt auch viel Bedeutung: Volta do Mar heißt Rückkehr von der See, was für den jungen Start-Up-Unternehmer besonders passend ist, denn nachdem André die letzten zehn Jahre verschiedene Länder bereiste, kehrte er Ende 2014 in seinen Heimatort Lagos zurück. Während seiner Reisen sammelte der moderne portugiesische Entdecker reichlich Erfahrung, Eindrücke und Ideen, die er nun in sein Unternehmen einbringt. Doch André erklärt, dass der Name Volta do Mar auch für Respekt gegenüber der Natur, dem Wissen, der Umwelt und der Geschichte Portugals steht.

Seit der Eröffnung im November 2014 entwickelte sich das Unternehmen rasant. Auf dem breit gefächerten Programm stehen gemütliche Spaziergänge durch die historisch geprägte Stadt Lagos, bei denen man Fakten lernt, die nicht in jedem Reiseführer stehen; Klettern und Abseilen sowie Tauchen und Schnorcheln für die Abenteuerlustigen; und im Kulturbereich Fadoabende und Weinverkostungstouren. Bei letzteren werden drei der bekanntesten Weingüter der Region besichtigt:

Quinta dos Vales und Quinta do Francês im Raum Silves und Quinta do Morgado da Torre in Portimão. Bei jedem der Ausflüge ist es André auch wichtig, das Authentische der Algarve zu zeigen. Sei es bei einem Mittagsessen in einem typischen Lokal oder dem Besuch eines Medronho-Produzenten in Monchique. Ebenfalls zur Wahl steht der Radausflug entlang der Küste von Lagos, den wir heute unternehmen.

Wir treffen uns um neun Uhr in Lagos vor dem kleinen Hotel seiner Großeltern, dass Volta do Mar derzeit als Stützpunkt dient. Nach sorgfältigem Auswählen der passenden Fahrräder machen wir uns auf dem Weg zu unserem ersten Haltepunkt: Dem Leuchtturm der Ponta da Piedade. Von hier blicken wir auf den weiten Atlantik und auf eine der schönsten Felsformationen der Algarve. Erst letztes Jahr wurde die Ponta da Piedade von der amerikanischen Zeitung Huffington Post als der wahrscheinlich schönste Strand der Welt bezeichnet. Der Küsteneinschnitt mit all seinen Grotten und kristallklarem Wasser ist in der Tat spektakulär und der Blick von der Steilküste beeindruckend. Wir genießen einige Minuten die wärmenden Strahlen der Sonne und die Aussicht, bevor wir weiterradeln.

 

Ponte da Piedade bei Lagos, Portugal

Nächster Haltepunkt ist die Kirche Santa Maria im Stadtinneren, die sich direkt an der Praça do Infante von Lagos befindet. Das 1498 errichtete Gebäude wurde 1755 nach dem Erdbeben restauriert. Zwar steht diese Kirche im Gegensatz zu anderen des Bezirkes nicht unter Denkmalschutz, dennoch sind die vergoldeten Holzschnitzereien der Altäre beeindruckend und einen Besuch wert. Direkt vor der Kirche steht die Statue von Infante Dom Henrique, auch als Heinrich, der Seefahrer bekannt. Ein Name, der von der Stadt Lagos nicht zu trennen ist. Er war Initiator der portu-giesischen Entdeckungsreisen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, welche die portugiesische See- und Kolonialmacht begründeten. Von Lagos aus schickte Infante Dom Henrique Karavellen aus, die zuerst die Azoren-Inseln, Madeira und die Kanarischen Inseln entdeckten und später entlang der westafrikanischen Küste segelten.

Doch Heinrich der Seefahrer war nicht nur Schirmherr der Entdeckungsreisen, sondern auch für die Einführung der Sklaverei und die erste Sklavenauktion auf europäischem Boden verantwortlich. „1444 wurden rund 230 Männer, Frauen und Kinder aus Afrika an Deck gezerrt”, erzählt André, „die Überlebenden wurden dann in Lagos an Land geschleppt und am Platz Rossio da Trindade verkauft.“ Später wurde dann das bis heute als Sklavenmarkt bekannte Gebäude gebaut, in dem seit 2010 ein der Geschichte der Sklaverei in Lagos gewidmetes Museum untergebracht ist (Mo - Sa, 10 h - 18 h, Eintritt € 1,50) und das Teil des UNESCO-Projekts „Sklaven-Handelsroute“ ist. Bedenkt man, dass wir gerade auf dem Platz stehen, an dem Menschen in Ketten als Ware verkauft wurden, rennt es mir kalt über den Rücken.

Schräg gegenüber befindet sich das Fort Ponta da Bandeira. Die Festung wurde im 17. Jahrhundert an der Flussmündung der Ribeira de Bensafrim gebaut, um die Küste vor den regelmäßig Angriffen von Piraten und Spaniern zu schützen. Aus der Steininschrift über dem Haupteingang der Bandeira-Festung ist herauszulesen, dass das Gebäude zwischen 1679 und 1690 fertig gestellt wurde. Bis Ende des 20. Jahrhunderts erfüllte die Festung ihren ursprünglichen Zweck, heute findet man darin ein den Entdeckungsreisen gewidmetes Museum sowie eine kleine Galerie (Di - So, 10 h - 13 h, 14 h – 18h, Eintritt € 3).

 

Fort Ponta da Bandeira, Lagos Portugal


Nach dem Streifzug durch die historische Innenstadt geht es über die Marina in die Natur. Nach der beeindruckenden Steilküste mit den ockerfarbenen Felsen der Ponta da Piedade und den kleinen Buchten liegt nun rechts von uns der feinsandige und endlos erscheinende Sandstrand Meia-Preia. Eine frische Brise weht uns entgegen und am Straßenrand blühen Kamil-len und Schwertlilien. Während wir in einem gemütlichen Tempo einen Golfplatz überqueren, begegnen uns Störche und besonders viele laut schreiende Möwen. Unser Ziel liegt nicht mehr weit entfernt. Schließlich erreichen wir die Ria de Alvor und die Stelle, in der die Ribeira de Odiáxere in den Atlantik fließt. In der Ferne erkennen wir die Betonburgen von Alvor. Doch sie schaffen es kaum, das schöne Landschaftsbild zu stören. Nach einer kurzen Pause radeln wir weiter zum nahe liegenden Restaurant, in dem uns frisch gegrill-ter Fisch zum Mittagessen erwartet. Da Radfahren mit vollem Magen bekanntlich nicht sehr angenehm ist, werden wir anschließend im Minivan zurück zum Startpunkt gefahren.

Fazit: Ein wunderschöner Tag mit netten, dynamischen Menschen, denen man anmerkt, dass sie Freude daran haben, anderen ihre Heimat zu zeigen und die Kultur der Algarve näher zu bringen. Daher bietet André auch Ausflüge an, die nach den Wünschen der Kunden gestaltet sind.

Volta do Mar
Rua da Travessa do Forno, 13 8600-632 Lagos
Mob.: 910 709 925
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www.voltadomar.pt

Mit freundlicher Genehmigung von Entdecken Sie Algarve/Open Media Gruppe
Ausgabe Entdecken Sie Algarve 05/15
TEXT: EVA-MARIA HEINRICH, FOTOS: VOLTA DO MAR